.Die kalte Luft schmerzte in meiner Lunge, als ich durch die von nächtlicher Melancholie erfüllten Verkehrsadern der Metropole lief. Tagsüber chronisch verstopft, lagen sie nun weit und leer vor mir. Auch meine Adern waren durch den Alkohol geweitet, doch in mir pulsierte das Leben, welches in der Stadt für ein paar Stunden erstorben schien. Der Whisky, ein Lagavulin von der Isle of Islay, kam mir wieder in den Sinn. Achtzehn Jahre hatte er in einem Eichenfass geruht, um in mir die Erinnerung zu wecken. Während er auf einer abgeschiedenen Insel reifte, kräftiger und wertvoller wurde, war mir die Zeit durch die Finger geronnen. Und mit ihr mein Glück.
Es muss im Herbst 1989 gewesen sein, als ein grobschlächtiger Mann mit wettergegerbtem Gesicht in seiner schottischen Heimat ein altes, beschlagenes Eichenfass in den Lagerkeller rollte. So stellte ich es mir vor. In aller Ruhe fuhr er mit der Hand über das warme Holz, zufrieden, fernab vom Pulsschlag der Weltgeschichte, der in diesen Wochen in Berlin schlug. Die Mauer fiel und Millionen berauschter Menschen, die nicht nach morgen fragten, lagen sich in den Armen vor Glück. Wie bei einer Kernfusion prallten Menschen aus Ost und West aufeinander und setzten eine ungeheure Energie frei. Berlin leuchtete, die Stadt wurde zum Eldorado für Glücksritter, so auch für mich. Doch ich kam nicht freiwillig. Ich musste fliehen, den Strand von Ipanema habe ich nie mehr gesehen.
Meinen Gedanken an vergangene Tage nachhängend, lief ich die Rue Chambronne entlang in eine ungewisse Zukunft. Ein ausgedehnter Fluch holte mich zurück in die Gegenwart. Es war fast vier Uhr. Am Straßenrand stand ein Taxifahrer über die Windschutzscheibe seines dunkelblauen Peugeot 405 gebeugt, der seine besten Tage – wie ich – längst hinter sich hatte. Der Mann versuchte mit der Rückseite eines schäbigen Kamms den hart gefrorenen Schnee von der Scheibe zu kratzen. Einem Impuls folgend sprach ich ihn an: „Fahren Sie mich zum Bahnhof, Gare du Nord.“ Er fuhr herum und ich bereute augenblicklich, ihn angesprochen zu haben. Den Kopf leicht schräg haltend fixierte er mich mit einem Blick, der zwischen Schüchternheit und Wahnsinn schwankte. Nach einer Sekunden währenden Ewigkeit bedeutete er mir mit einem Nicken, einzusteigen.
Die Polster im Fond rochen nach altem Frittenfett. Ich hielt den Atem an, der Mann ließ den Motor aufjaulen und bog in die Rue Lecourbe ein. Mein Blick fiel auf seinen Dienstausweis am Taxameter in der Mittelkonsole. Olivier Smehladou. Draußen zogen die Schatten der verdunkelten Häuser vorbei, nur in einer Boulangerie brannte bereits Licht. Als wir uns dem Bahnhof näherten erwachte Smehladou aus seiner Lethargie. „Es sind noch 400 Meter zum Bahnhof, wollen sie aussteigen? Das Taxameter steht bei zehn Euro, das ist eine schöne runde Summe.“ Meinen verwunderten Blick ertrug er regungslos. „Nein Olivier, fahren Sie mich hin und warten Sie dort.“ Er rümpfte die Nase, trat aber auf Gas.
Im Bahnhof herrschte Ruhe, nur meine Schritte hallten durch das Gebäude als ich auf die Schließfächer zusteuerte. In dem schummrigen Licht, das eine surrende Neonröhre am Gangende warf, brauchte ich einige Zeit, bis ich Nummer 237 fand. Kurz darauf stand mein alter Lederkoffer vor mir. Ich ließ die Scharniere schnappen und fuhr mit der Hand unter das Futter um nach dem Umschlag zu tasten. Er war noch da. Und mit ihm ein Funken Hoffnung. Gut, dass ich gar nicht erst in ein Hotel eingecheckt hatte. Da stand ich, den Whisky im Blut, die Vergangenheit im Kopf und dem Koffer in der Hand. Als ich zum Taxi zurückkehrte und meinen Koffer verstaute, trat Smehladou neben mich. „Fünf Minuten und siebenunddreißig Sekunden, macht zwei Euro und sechzig Cent.“ Ich vergaß mich zu wundern. „Olivier, fahren sie mich zum Flughafen Charles de Gaulle.“
Als Smehladou uns in Richtung Autobahnring steuerte, begann er von Flugzeugen zu schwärmen. Also doch, jeder Mensch hat eine Leidenschaft. Der A 380 hatte es ihm angetan. „853 Passagiere und 79,80 Meter Spannweite, mon Dieu!“ Ich lächelte verächtlich. Dieses Flugzeug war nur ein weiterer großkotziger Menschheitstraum. War nicht hier, in Paris, einer dieser Träume, die Concorde, in einem Feuerball zerschellt? Am Fenster flogen die tristen Vorstädte vorbei. Der Wartesaal der Träume vom bürgerlichen Glück. Mitten in der Einflugschneise. Ob Smehladou Träume hegte? Er wirkte nicht so. Als er den Wagen vor dem Terminal E zum stehen brachte, presste er hervor: „Dreiundvierzig Euro und achtzig Cent.“ Ich steckte ihm einen Fünfziger zu. „Eine schöne, runde Summe“, sagte ich beim aussteigen. Ich stieß die Wagentür zu und Olivier Smehladou verschwand aus meinem Leben.
Mein Herz schlug einen Trommelwirbel als ich den Flughafen betrat. Ich war bereit für das Roulette meines Lebens, das große Spiel, und trat an den Schalter der Air France. „Ich will mit der nächsten Maschine nach Rio de Janeiro.“ Die blonde Mittdreißigerin hinter dem Schalter blickte mich aus müden Augen an, die einmal sehr schön gewesen sein mussten, bevor sie sich die Nächte im Schichtdienst um die Ohren schlug. „Der nächste Flug nach Rio geht um sieben Uhr dreißig. Ihre Papiere bitte.“ Kurz darauf lag ein Ticket für den Flug AF442 vor mir.
Mein Einsatz war hoch. Die Kugel rollte. Rien ne va plus.
Fortsetzung
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